FRAUENGERECHT

Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten!

Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt ist noch lange nicht erreicht. Dabei sind Frauen besser ausgebildet als je zuvor. Die Gründe liegen vor allem in der ungleichen Aufteilung von unbezahlter Haus- und Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern, prekären Arbeitsbedingungen in weiblich geprägten Berufsfeldern sowie Diskriminierung und Sexismus am Arbeitsplatz. Das führt dazu, dass Frauen oft in geringerem Umfang arbeiten als sie wollen – oder müssten – und weniger häufig aufsteigen als Männer.

Wir streiten für die eigenständige Existenzsicherung von Frauen, um ökonomische Abhängigkeit und Armut zu verhindern. Wir streiten für chancengerechte Karrierewege, damit Frauen die Arbeitswelt und die Wirtschaft genauso gestalten können wie Männer. Dafür müssen noch einige Hürden abgebaut werden. Der Einsatz für eine geschlechtergerechte Arbeitswelt ist zudem unerlässlich, um den Fachkräftemangel einzudämmen. Dafür nehmen wir Arbeitgeber und Politik in die Pflicht.

Unsere Top Forderungen

1. Partnerschaftlichkeit stärken, Sorgearbeit fair teilen!

Frauen leisten fünfzig Prozent mehr unbezahlte Haus- und Sorgearbeit als Männer. Für viele Frauen endet der Arbeitstag nicht mit dem Aufschließen der Wohnungstür. Er geht weiter. Männer müssen in ihrer Verantwortung, Sorgearbeit gleichermaßen zu übernehmen, gestärkt werden. Ein ausreichendes Kinderbetreuungs- und Pflegeangebot für Eltern beziehungsweise pflegebedürftige Angehörige ist eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass Frauen flexibel über ihre Erwerbstätigkeit bestimmen können.

Wir fordern:

  • Die Landesregierung muss sich für mehr Partnermonate beim Elterngeld sowie eine bezahlte Vaterschaftsfreistellung einsetzen
  • den Ausbau der Ganztagesbetreuung für Kinder bis zum 14. Lebensjahr
  • die Personalsituation in den KiTas muss in den landespolitischen Fokus rücken. Wir brauchen mehr pädagogische Fachkräfte. Das geht nur durch bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen, finanzielle Aufwertung und Entlastung der pädagogischen Fachkräfte, z.B. durch Verwaltungs- und Hauswirtschaftskräfte
  • Die Landesregierung muss sich für eine Entgeltersatzleistung für Pflegende einsetzen, die ihre Arbeitszeiten reduzieren

2. Arbeitszeiten, die zum Leben passen

Arbeitszeitverkürzung und mehr Arbeitszeitsouveränität für Beschäftigte – dafür kämpfen wir als Gewerkschaften. Um die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben zu verbessern und um insbesondere Menschen mit Familienverantwortung eine Teilhabe am Berufsleben zu ermöglichen, brauchen Beschäftigte Mitsprache bei der Gestaltung der Arbeitszeit.

Wir fordern:

  • Die Landesregierung muss sich für einen Rechtsanspruch der Beschäftigten auf die Gestaltung von Vereinbarungen hinsichtlich Dauer und Rhythmus‘ der vertraglichen Arbeitszeit sowie auf die Wahl des Arbeitsortes einsetzen
  • Verpflichtung von Unternehmen zur Erhebung der arbeitszeitbezogenen Bedürfnisse ihrer Beschäftigten / Entwicklung von betrieblichen Arbeitszeitkonzepten
  • Zugang zur Brückenteilzeit für mehr Beschäftigte
  • Das Land muss, wo es kann, die Tarifbindung und die betriebliche Mitbestimmung stärken, um die Mitsprache der Beschäftigten bei der Gestaltung der Arbeitszeit stärker zu gewährleisten

3. Frauendominierte Berufsfelder aufwerten

In unserer Gesellschaft wird die Arbeit an und mit Maschinen meist besser vergütet als die Arbeit mit Menschen. Das ist grundfalsch, denn auf letztgenannter Arbeit basiert unser Zusammenleben. Der Gender-Pay-Gap (Lohnlücke) liegt in Baden-Württemberg immer noch bei 23 Prozent. Viele Frauen entscheiden sich trotz niedrigerer Entgelte für Berufe im sozialen Bereich. Dort  trifft eine hohe Arbeitsbelastung auf hohe Gesundheitsrisiken. Teilzeitarbeit ist weit verbreitet. Dass überwiegend Frauen in Berufsfeldern wie Pflege, Bildung, Erziehung und Sozialarbeit tätig sind, hat auch damit zu tun, dass klischeehafte Rollenbilder der „fürsorglichen Frau“ in Kindheit und Jugend einen Einfluss haben.

Wir fordern:

  • Tätigkeiten in diesen Bereichen müssen grundsätzlich gemäß ihrer hohen gesellschaftlichen Relevanz besser entlohnt werden.
  • Die Landesregierung muss sich, wo es möglich ist, für die Tarifbindung einsetzen, denn in tarifgebundenen Unternehmen sind die Gehälter höher.
  • Der im Koalitionsvertrag für Baden-Württemberg angekündigte Lohnatlas muss umgesetzt werden, um Transparenz zu schaffen und Entgeltungleichheiten entgegenzuwirken.
  • Verbindliche Personalbemessungen gehören auf die Agenda von Politik und Arbeitgebern, um insbesondere den Gesundheitsschutz der Beschäftigten zu gewährleisten.
  • Das Land muss sich für eine Novellierung des Betriebsverfassungsgesetzes einsetzen, mit der auch die betriebliche Gleichstellung von Frauen, z.B. Prüfverfahren in Sachen Entgelttransparenz, vorangetrieben wird. Außerdem erwarten wir die Unterstützung des Landes für die Einführung des Verbandsklagerechts, das Frauen hilft, Entgeltgleichheit zu erstreiten.
  • Tradierte Geschlechterrollenbilder sollten schon in KiTa- und Schule hinterfragt und eine geschlechtersensible Berufsorientierung an Schulen etabliert werden.

4. Sexismus und geschlechtsspezifischer Gewalt entgegenwirken

Frauen auch in der Arbeitswelt von Diskriminierung, sexualisierter Belästigung bis hin zu offener Gewalt betroffen. Das ist inakzeptabel und ein Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG).  Die Verhinderung von Diskriminierung und sexualisierter Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz muss viel stärker in das Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz integriert werden.

Wir fordern:

  • das Arbeitsschutzgesetz um die Prävention von Gewalt und sexueller Belästigung zu ergänzen und damit die Arbeitgeber*innen zu verpflichten, für ein gewalt- und belästigungsfreies Arbeitsumfeld zu sorgen
  • Das AGG hinsichtlich der Definition von Gewalt und sexueller Belästigung der ILO-Konvention anzupassen. Zusätzlich müssen Verbots- und Sanktionsnormen verankert werden, insbesondere gegen Arbeitgeber*innen, die keine betriebliche Beschwerdestelle einrichten.

5. Konsequent Artikel drei des Grundgesetzes umsetzen: Männer und Frauen sind gleichberechtigt

Gesetzgebung und Praxis müssen die Rahmenbedingungen für die Gleichstellung von Frauen im Arbeitsleben schaffen. Für jedes anstehende Vorhaben sollte geklärt werden, wie es sich auf die Lebenssituation von Frauen auswirkt und ob es einen Beitrag zu Geschlechtergerechtigkeit leistet. Das gilt bereits für den Bund sowie mit der im Koalitionsvertrag angekündigten Einführung einer Gleichstellungsstrategie, für die wir uns stark machen, auch für das Land.

Wir fordern:

  • Minijobs, die oft eine besonders prekäre Form weiblicher Beschäftigung darstellen, müssen reformiert werden. Geringfügige Beschäftigung muss ab der ersten Arbeitsstunde sozial abgesichert sein.
  • Fehlanreize im Steuerrecht, wie das Ehegatt*innensplitting, müssen beseitigt werden, weil sie die ökonomische Abhängigkeit von Frauen begünstigen.
  • Eine 50-Prozent-Quotenregelunge für Vorstände und Aufsichtsräte, damit Frauen entsprechend der Zusammensetzung der Belegschaften repräsentiert werden.
  • Ein Parité-Gesetz, das in Bund, Land und Kommunen die paritätische Besetzung der Parlamente gewährleistet.
  • Ein Gleichstellungscheck muss für die landes- und bundespolitische Ebene eingeführt werden.

Fortschritt erhalten und konsequent ausbauen.

Eine konsequente Frauen- und Gleichstellungspolitik ist elementar für die Demokratie, besonders wenn wir uns anschauen, wie rechtspopulistische und nationalistische Kräfte emanzipatorische Errungenschaften in vielen Ländern bedrohen und zurückschrauben. Auch hierzulande werden sicher geglaubte Frauenrechte in Frage gestellt oder durch Finanzknappheit (etwa beim Ausbau der Ganztagesbetreuung) de facto untergraben. Daher müssen wir das Erreichte verteidigen und weiter für Fortschritte streiten.

#ÖPNVGERECHT

Für eine nachhaltige und gerechte Mobilitätswende.

Die Verbesserung und der Ausbau des ÖPNV sind für uns unabdingbar. Die Mobilitätswende muss sozial gerecht und im Sinne der Beschäftigten gestaltet werden.

#BILDUNGSGERECHT

Gleiche Bildungschancen für alle.

Gute Bildung ist die Grundlage für ein selbständiges und unabhängiges Leben, in dem wir bewusst Entscheidungen treffen können. Der Zugang zu Bildung ist außerdem die zentrale Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Deswegen fordern wir: Gute Bildung muss für alle zugänglich sein!

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